Als “klassisches chinesisches Mah-Jongg” (Chinese Classical – CC) bezeichnet man die Spielweise, die in den 1920 Jahren in China üblich war. Nach der hier dargestellten Regel wird in der DMJL e.V. klassisches Mah-Jongg gespielt. Uwe Martens hat sie in seinem “Handbuch: Mah-Jongg” ausführlich beschrieben.
Überblick: Grundregeln des klassischen Mah-Jongg-Spiels
Mah-Jongg ist ein chinesisches Gesellschaftsspiel, das normalerweise mit 4 Personen gespielt wird.
Spielmaterial
Ein Mah-Jongg-Spiel besteht aus 144 Spielsteinen:
- den 108 Farbziegel, das sind je 36 Ziegel der Bambus-, der Zahl- und der Kreisgruppe. die fortlaufend von 1 bis 9 nummerierten Ziegel dieser Gruppen sind jeweils 4fach vorhanden.
- den 28 Bildziegeln, das sind die Ziegel der Windgruppe (Ost, Süd, West, Nord) und der Drachengruppe (roter, grüner und weißer Drachen). Jeder Ziegel ist 4fach vorhanden.
- den 8 Bonusziegeln: je vier Ziegel der Blumen- und der Jahreszeitengruppe. Diese Ziegel sind jeweils nur einfach vorhanden. Je ein Ziegel jeder dieser beiden Gruppen ist jeweils einem Wind zugeordnet.
Zum Spiel gehören 2 Würfel, ggf. Zählstäbchen, Windscheiben, Rundenzähler und Spielbänke zum Aufstellen der Ziegel.
Vorbereitung
Zu Beginn des Spiels werden mit vier verdeckten Windziegeln die Sitzplätze ausgelost, indem die Spieler den einzelnen Windrichtungen zugeordnet werden. Die Spieler nehmen entsprechend ihrem zugelosten Wind am Tisch Platz. Zu beachten ist, dass im Chinesischen in der Reihenfolge der Ost- und der Westwind vertauscht sind. Die Spieler sitzen in entgegen dem Uhrzeigersinn gehender Spielrichtung in folgender Reihenfolge: Ost, Süd, West, Nord. Der Ostwind übernimmt die Funktion des Spielleiters.
Bau und Durchbruch der Mauer
Die Ziegel werden verdeckt gemischt. Jeder Spieler baut vor sich eine Mauer, 18 Ziegel breit und 2 Ziegel hoch. Die vier Mauern werden zu einem Quadrat zusammengeschoben.
Anschließend muss die Mauer durchbrochen werden. Die Stelle des Durchbruchs wird mit den Würfel ermittelt. Der Ostwind würfelt und zählt, mit sich selbst beginnend, gegen den Uhrzeigersinn ab. Der so ermittelte Spieler würfelt erneut und zählt die Augenzahl mit der des ersten Wurfs zusammen. Dann zählt er die entsprechende Zahl von Ziegelpaaren von seiner Mauer ab, rechts beginnend, im Uhrzeigersinn.
Das so ermittelte Ziegelpaar wird aus der Mauer genommen und als “lose Ziegel” auf den rechten Teil der durchbrochenen Mauer abgelegt. Anschließend wird ein aus 7 Ziegelpaaren und den beiden losen Ziegeln bestehendes Stück dieser Mauerhälfte leicht von der übrigen Mauer abgerückt. Es bildet die “tote Mauer”. Diese Mauer dient während des Spiels lediglich zum Ersetzen eines Ziegels nach Ablegen eines Kangs, wird aber im Spiel ansonsten nicht angetastet.
Verteilung der Ziegel
Jeder Spieler (beginnend mit dem Ostwind) nimmt sich der Reihe nach 4 Ziegel von der linken Mauerseite des Durchbruchs, der lebenden Mauer (Die Spieler sind entgegen dem Uhrzeigersinn am Zug, die Mauer wird aber im Uhrzeigersinn abgebaut). Wenn auf diese Weise jeder Spieler 12 Ziegel genommen hat, nimmt sich der Ostwind noch zwei, die anderen drei Spieler jeweils noch einen Ziegel von der Mauer.
Die Spieler stellen die Ziegel verdeckt an ihrem Platz auf, so dass die übrigen Spieler die Steine nicht einsehen können.
Ersetzen der Bonusziegel
Vor dem eigentlichen Spielbeginn legt jeder Spieler die in seiner Hand enthaltenen Bonusziegel offen vor sich ab und nimmt sich für jeden abgelegten Ziegel einen Ersatzziegel von der lebenden Mauer. Aus den Bonusziegeln können keine Spielfiguren gebildet werden. Sie dienen ausschließlich als “Punktebringer” und werden daher immer sofort aufgedeckt und durch durch einen weiteren Ziegel von der Mauer ersetzt – auch wenn während des Spiels Bonusziegel gezogen werden.
Spielverlauf
Der Ostwind beginnt mit dem Spiel mit dem Ablegen des ersten Ziegels in das Innere der Mauer. Das Spiel wird fortgesetzt, indem die anderen der Reihe nach einen Ziegel von der lebenden Mauer nehmen und anschließend einen Ziegel ablegen.
Ein anderer Spieler kann einen der abgelegten Ziegel beanspruchen, wenn er damit eine Spielfigur vervollständigen kann. Der Spieler muss die so gebildete Figur sofort offenlegen. Das Spiel wird bei dem Spieler fortgesetzt, der den Ziegel aufgenommen hat, indem dieser den nächsten Ziegel ablegt.
Spielfiguren
Es gibt die folgenden Spielfiguren:
- Chi, das sind drei aufeinanderfolgende Ziegel der gleichen Farbe (Bambus, Zahl, Kreis)
- Pong, das sind drei identische Ziegel,
- Kang, das sind vier identische Ziegel,
- Paar, das sind zwei identische Ziegel.
Ein abgelegter Ziegel, der für die Komplettierung eines Pong oder Kang benötigt wird, kann von jedem beliebigen Spieler bansprucht werden. Für ein Chi darf jedoch ein abgelegter Stein nur von dem Spieler aufgenommen werden, der als nächster an der Reihe ist. Dies gilt nicht, wenn ein Spieler mit dem fehlenden Stein das Spiel beenden kann: In diesem Fall kann jeder Spieler den Stein aufnehmen. Für ein Paar darf ein Ziegel nur beansprucht werden, wenn mit diesem Ziegel das Spiel beendet werden kann.
Beanspruchen zwei Spieler gleichzeitig einen abgelegten Ziegel, so hat der Spieler mit der höherwertigen Figur Vorrang: Pong und Kang kommen vor Chi. Der Mah-Jongg-Ruf hat allerdings immer Vorrang. Rufen zwei Spieler gleichzeitig Mah-Jongg, so gewinnt derjenige, der als nächster an der Reihe gewesen wäre.
Spielbild oder Mah-Jongg-Hand
Das Ziel des Spieles ist es, aus den 14 Ziegeln einer Hand ein komplettes Spielbild zu erstellen, eine “Mah-Jongg-Hand”. Sie besteht aus 4 beliebigen Figuren Chi, Pong oder Kang und einem Paar. Da jeder Kang aus 4 Ziegeln gebildet wird, muss für diese Figur jeweils ein zusätzlicher Ziegel gezogen werden, um genügend Ziegel für die Bildung weiterer Figuren zu haben. Dieser Ersatzziegel wird von der toten Mauer genommen.
Spielfiguren, die allein durch von der Mauer gezogene Ziegel gebildet werden, heißen “verdeckte” Spielfiguren. Sie bleiben bis zum Schluss in der verdeckten Hand und ergeben so in der Wertung eine höhere Punktzahl. Ein selbstgezogener Kang hingegen muss aufgedeckt werden, da der Spieler sonst keinen Ersatzziegel aufnehmen kann. Ein solcher Kang gilt trotzdem als verdeckte Spielfigur.
Ende des Spiels
Ein Spieler, der ein komplettes Spielbild zusammengestellt hat, beendet das Spiel durch den Mah-Jongg-Ruf.
Nach dem Spielende ermitteln die Spieler anhand der Wertungstabelle die von ihnen erreichte Punktzahl. Der Spieler, der Mah-Jongg gerufen hat, bekommt von allen Spielern den Wert seiner Hand ausgezahlt, vom Ostwind die doppelte Punktzahl. Hat der Ostwind gewonnen, so erhält er von allen Spielern das Doppelte. Die übrigen Spieler verrechnen die Punkte untereinander und zahlen sich jeweils die Differenz aus, wobei auch hier beim Ostwind die Differenz verdoppelt wird.
Vor dem nächsten Spiel wechselt die Zuordnung der Winde in Spielreihenfolge, d.h. der Südwind wird Ostwind, der Westwind wird Südwind usw. Die Spieler bleiben aber auf ihren Plätzen sitzen. Hat der Ostwind gewonnen, bleiben die Windzuordnungen auch im folgenden Spiel unverändert bestehen.
Das nächste Spiel beginnt wieder mit dem Mischen der Ziegel und dem Bau der Mauer.
Eine Runde dauert solange, bis jeder Spieler als Ostwind einmal verloren hat. Eine komplette Partie Mah-Jongg besteht aus 4 Runden: Der Ostwindrunde, der Südwindrunde usw. Am Ende der Partie gewinnt der Spieler mit der höchsten Punktzahl.
Hinweis: Mit dieser Grundregel kann die einfache Form des Mah-Jongg gespielt werden. Es gibt jedoch insbesondere für fortgeschrittene Spieler weitere Regeln (z.B. “Limithände”).